Präzisionsarbeit

Vor den Toren Berlins sitze ich mit Menschen, die ich nicht kenne an einem Biertisch. Der Typ neben mir heißt Tilmann – ein schöner Name, dem er nach Kräften gerecht zu worden schien. 1971 hat er dem Josef Vilsmayer von unten einen Maßkrug ans Kinn gehauen auf der Wies’n. Eine Perle fürs Poesiealbum – sehr schöne Geschichte. Es wird Herbst in Berlin. Die Kälte kommt langsam, fast flirtend in diesen Tagen.

Tilmann jedenfalls hat präzise Erinnerungslücken; meist dort, wo ihm etwas nicht so gelungen erschien. Damals hat er wohl darum gekämpft, so gekämpft wie mit dem Vilsmayer. Nur die Geschichte, die es dann zu erzählen gegeben hätte, kann mit der Story von der Wies’n nicht Schritt halten. Es gibt Dinge, die machste unter vier Augen hinter geschlossenen Türen. Das nennt man dann hinterher Männergespräche. Du gehst nicht von jedem Fight als Sieger vom Platz. In Sachen Männergesprächen sind meine Ansprüche derart hoch, dass sie einem Damengespräch beim Kaffeekränzchen zumindest gewachsen sein sollten.

Tilmann jedenfalls gibt irgendwann eine Kostprobe seiner Wut. Als 68er ist er präzise ohne Wut zu instrumetalisieren. Sehr präzise geht er mit den Kräften, die ihm innewohnen, um. Am Ende zieht er sich seine Mütze auf und ist zufrieden.

Angeblich soll der Vilsmayer Bart tragen.

Peter Gauweiler und seine eiligen Anträge in Karlsruhe

Mir Sympathien im Hinblick auf Herrn Gauweiler zu unterstellen, darf ich getrost zurück weisen. Als der Ende der 80er in den frühen 90ern eine Reizfigur in dieser Republik war, habe ich zu dem schwulen Peter aus München süffisant mein Wissen gestreut. Der war schwul und es gab Momente in denen hat er keinen Hehl daraus gemacht — gell, Herr Haider.

In München war bekannt, dass der Gauweiler schwul ist – wie auch immer hat er es geschafft, dass sie just dieses in der bayerischen Provinz nicht geglaubt haben oder es ihnen zumindest Leberkäs war. Dann is’ er halt schwuil!

Also blöd war er nicht, klar hat der geheiratet – die Provinz wollte bedient werden. Und da hat sich eine gefunden, die sehr genau wusste, er ist keine schlechte Wahl. In a’m 5er BMW am Hofgarten.

So war es vermutlich nie, aber so denkfühle ich’s.

Jedenfalls hat der Peter Gauweiler nach seiner Klage in Karlsruhe jetzt einen Eilantrag nachgeschoben. Persönlich wünsche ich mir, diesem Eilantrag wird statt gegeben und die Klage wird in der Hauptsache abgewiesen – soweit meine persönliche Meinung.

Seine Klage in Karlsruhe und seinen Eilantrag halte ich höchst persönlich allerdings für gerecht fertigt. Dagegen darf man ohne jeden Zweifel Klage erheben. Des will I wissen. Persönlich bin ich nicht seiner Meinung und ich sehe ein enormes Risikopotential, aber an dieser Stelle I’m not convinced zu sagen, dazu hat er jedes Recht. Der Herr Rechtsanwalt aus München. Die nächsten Tage werden sehr spannend. Wenn ich irgendwann darüber hören sollte, Herr Gauweiler hätte an diesen Tagen seine Finger in der Börse gehabt, dann werde ich ernsthaft sauer. Herr Gauweiler, investiert in Hedgefonds sind wir aber derzeit nicht! Oder?

Arbeit macht frei

Genau genommen wollte ich über diesen Satz meine Magister Arbeit schreiben. Arbeit macht frei Davon habe ich dann die Finger gelassen und mich mit der Arbeitsmarktpolitik in den neuen Bundesländern befasst. Auch kein schlechtes Thema. Das war eine saumäßige Quälerei aber am Ende hatte ich ein paar Dinge klar und habe damit meinen Magister für Politologie gemacht. Diesen Titel mag ich bis heute. Erworben an der Universität Augsburg.

Wo ich bin kann ich nicht bleiben, wo ich hin will, will ich nicht sein So oder so ähnlich hat es Bertolt Brecht formuliert. Deswegen jedenfalls riet ich dem eher links orientierten Part der Augschburger Studentenschaft davon ab, weiter hin dafür einzutreten, diese Universität irgendwann just nach jenem Sohn dieses Papierfabrikanten zu benennen. Woisch der Haindl, woisch scho Der wollte davon weg, davon wo die Wiege stand. Das jedenfalls kann ich ihm sehr gut nachempfinden. Und immer ungeheuer oben

« zurückweiter »