Memento … C.
Schwarze Lettern in der Tageszeitung der Kindheit: Lebensdaten, die stimmig sind. Ein eher seltener Name und ein ungläubiger Blick auf ein Datum hinter einem Kreuz. Ist er tot? XT 500 gefahren und immer wieder irgendwo getroffen und jetzt einfach nicht mehr vorhanden? Ausgehaucht, Schluss aus vorbei?
Ja.
Am Karfreitag im 47. Lebensjahr eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht, ein Herz, das nicht dafür gebaut war fünfzig zu werden. Ein eher heller Euphemismus ging von ihm aus. Der Tod hat kein Verständnis für Euphemismus, er ist.
Weggefegt ohne Rücksicht, für gewöhnlich stellt der Tod keine Fragen. Auf einer XT 500 sitzt jetzt meistens der Probo, das hat Mr. Death zu verantworten.
Mit seinem Euphemismus.
Es war Sommer
Die Erinnerung trügt nicht, jedenfalls nicht in der Erinnerung an diesen Sommer – der Sommer 1976. Wochenlang kein Regen – jeder Tag warm. Meine Mutter fand es wohl eher heiß. Blendend weiß war die Welt vor einem Kolonialwarengeschäft gelegen in einer Vorstadt. Eine alte Lehrerin, die sich ihre Kücken vom Leib hält. Die Hitze als Grund.
Für einen Jungen mit 10 Jahren war es ein Sommer, der ihm bestimmt zeigte, wie es ist, wenn jeden Tag die Sonne scheint. Da passieren Dinge, die ein kleiner Junge fühlt ohne sie zu verstehen. Vielleicht war ein hartnäckiges Hoch mit warmer Luftstömung aus dem Süden die Ursache. Irgendwo lässt sich das bestimmt auf Google finden. Es war Sommer – der Sommer 1976.
Gunung Agung
Der Vulkan schläft. Er hat sich zerstört, aufgebaut und ragt als Kegel zum Himmel. Ausgebrannt wie er ist. Er schläft und sammelt sich. Saugt Magma. Ob es reichen wird? Für eine weitere Eruption? Manchmal: Mimpi manis. Bisweilen ein Maniac, der im Morgengrauen um Schlaf kämpft. Vor der Eruption?
Es gibt gut verdienende Anwälte, die Geschäfte in der Nähe von Vulkanen machen. Ihren Gemütszustand bezeichnen sie als gleichbleibend.
Gunung Agung