Präzisionsarbeit

Vor den Toren Berlins sitze ich mit Menschen, die ich nicht kenne an einem Biertisch. Der Typ neben mir heißt Tilmann – ein schöner Name, dem er nach Kräften gerecht zu worden schien. 1971 hat er dem Josef Vilsmayer von unten einen Maßkrug ans Kinn gehauen auf der Wies’n. Eine Perle fürs Poesiealbum – sehr schöne Geschichte. Es wird Herbst in Berlin. Die Kälte kommt langsam, fast flirtend in diesen Tagen.

Tilmann jedenfalls hat präzise Erinnerungslücken; meist dort, wo ihm etwas nicht so gelungen erschien. Damals hat er wohl darum gekämpft, so gekämpft wie mit dem Vilsmayer. Nur die Geschichte, die es dann zu erzählen gegeben hätte, kann mit der Story von der Wies’n nicht Schritt halten. Es gibt Dinge, die machste unter vier Augen hinter geschlossenen Türen. Das nennt man dann hinterher Männergespräche. Du gehst nicht von jedem Fight als Sieger vom Platz. In Sachen Männergesprächen sind meine Ansprüche derart hoch, dass sie einem Damengespräch beim Kaffeekränzchen zumindest gewachsen sein sollten.

Tilmann jedenfalls gibt irgendwann eine Kostprobe seiner Wut. Als 68er ist er präzise ohne Wut zu instrumetalisieren. Sehr präzise geht er mit den Kräften, die ihm innewohnen, um. Am Ende zieht er sich seine Mütze auf und ist zufrieden.

Angeblich soll der Vilsmayer Bart tragen.

Allgemein · 02:27h ·  

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