Noch eine Headline?

Vielleicht begann dieses ganze Elend mit der Jagd nach der nächsten Headline. Die nächste Überschrift – noch ein Wurf. Nach dem Wurf war stets vor dem nächsten und die Nächte dazwischen waren Privatsache. Die Ausbeutung der eigenen Passion. Gut bezahlt bei gleich bleibender Angst. Ich denke darüber nach wieder Taxi zu fahren.

“Für einen Taxi-Fahrer haben Sie es weit gebracht.”

Ja, Du Arsch, dafür habe ich es sehr weit gebracht. Aber am Ende blieb mir wenig. Das Talent zu schreiben. Nunja. Eine enge Freundin verabschiedet sich mit dem wiederholten Hinweis auf ihre Menstruation. Irgendwie bluten wir alle. Bis auf die Musik waren die 80er irgendwie Scheiße. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Und 99 Luftballons verschwinden am Horizont bei einem Glas Wein. Einen Leidensgenossen befrage ich nach den aktuellen Konditionen nach dem Geschäft mit den Taxis in Berlin. Wir haben nach einem Himmel gegriffen, der entschwindet: Der Jaguar für mehr als 60.000 Euro vor uns mag seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, er bleibt unerreichbar. Es bleibt ein Jaguar.

Glasklar

Der große Stechlin – 15 gelaufene Kilometer einmal rundrum. Die Farbe dieses Sees ist legendär, Näheres können Sie Fontane entnehemn. Ein sogenannter nährstoffarmer See aus Hartwasser mit wenigen Nährstoffen – sehr artenreich. Dazwischen ein KKW, das erste von der DDR erbaute, das nun Stück für Stück abgetragen wird. Akw-Rückbau – Energiewende.

Der große Stechlin – Heimat ist für einen, der seine Heimat stets gesucht hat ein schwieriges Thema. Schweigen wir von etwas Anderem.

Präzisionsarbeit

Vor den Toren Berlins sitze ich mit Menschen, die ich nicht kenne an einem Biertisch. Der Typ neben mir heißt Tilmann – ein schöner Name, dem er nach Kräften gerecht zu worden schien. 1971 hat er dem Josef Vilsmayer von unten einen Maßkrug ans Kinn gehauen auf der Wies’n. Eine Perle fürs Poesiealbum – sehr schöne Geschichte. Es wird Herbst in Berlin. Die Kälte kommt langsam, fast flirtend in diesen Tagen.

Tilmann jedenfalls hat präzise Erinnerungslücken; meist dort, wo ihm etwas nicht so gelungen erschien. Damals hat er wohl darum gekämpft, so gekämpft wie mit dem Vilsmayer. Nur die Geschichte, die es dann zu erzählen gegeben hätte, kann mit der Story von der Wies’n nicht Schritt halten. Es gibt Dinge, die machste unter vier Augen hinter geschlossenen Türen. Das nennt man dann hinterher Männergespräche. Du gehst nicht von jedem Fight als Sieger vom Platz. In Sachen Männergesprächen sind meine Ansprüche derart hoch, dass sie einem Damengespräch beim Kaffeekränzchen zumindest gewachsen sein sollten.

Tilmann jedenfalls gibt irgendwann eine Kostprobe seiner Wut. Als 68er ist er präzise ohne Wut zu instrumetalisieren. Sehr präzise geht er mit den Kräften, die ihm innewohnen, um. Am Ende zieht er sich seine Mütze auf und ist zufrieden.

Angeblich soll der Vilsmayer Bart tragen.

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